Boros Bunker / Mitte / Berlin
Eintritt; 15 €, ermäßigt 9 €; Einlass nur mit vorher online gebuchter TeilnahmeDieser Beitrag ist auch verfügbar auf: English
Der Boros Bunker ist nicht nur einer der wenigen erhaltenen Bunker, die es noch in Berlin gibt, er beherbergt auch eine große moderne Kunstausstellung, die besichtigt werden kann.
Obwohl sehr mächtig und massiv, so wird der Boros Bunker doch oft übersehen und ist nicht vielen bekannt, was schade ist. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall!
Der Boros Bunker ist ein Relikt aus dem zweiten Weltkrieg und hieß damals noch Reichsbahnbunker Berlin. Er wurde 1942 von Karl Bonatz entworfen und 1943 durch Zwangsarbeiter unter der Leitung von Albert Speer errichtet. Von außen täuscht man sich leicht über seine doch beträchtliche Größe. Der Bunker ist stolze 18 Meter hoch und hat eine Grundfläche von 1000 qm. Er war als Luftschutzbunker für die Zivilbevölkerung in Berlin Mitte gedacht und für die Aufnahme von 2000 Menschen konzipiert. Nach Ende des Krieges wurde der Bunker zunächst von der Roten Armee besetzt und als Kriegsgefängnis genutzt, später dann als Lager für allerlei Güter. Nach der Wende, als die Clubszene Berlins einen wahren Boom erlebte, beherbergte der Bunker einen berühmt, berüchtigten Techno-Club. Von den wilden Parties, die hier gefeiert wurden, sind nur noch vereinzelte Spuren zu sehen. 2003 kaufte Christian Boros den Bunker und ließ diesen umbauen und nutzt ihn seither, um seine Sammlung zeitgenössischer Kunst auszustellen. Auf dem Dach des Bunkers ließ er sich von einem Stardesigner seine Wohnung entwerfen und blickt nun von dort über die Dächer Berlins. Der Umbau, hat viel Zeit und Geld verschlungen. Aus den vielen kleinen Räumen, wurden teilweise größere gemacht, an anderer Stelle wurden Decken entfernt. Bei der massiven Bauweise eines Bunkers kein kleines Unterfangen. Spannend und gut gelöst wurde der Umbau, da nicht alle Räume gleich sind. Einige sind modern gestaltet, andere sind noch mit der schwarzen Farbe aus der Techno-Ära gestrichen, andere befinden sich in ihrem original Zustand, aus der Zeit des Bunkerbaus.
Der Bunker kann nur von Donnerstag bis Sonntag im Rahmen einer 1,5 stündigen Führung besucht werden. Dies liegt an den Sicherheitsbestimmung, ist aber auch durchaus sinnvoll, denn so erfährt man in kleiner Gruppe viel über die Geschichte des Bunkers und bekommt gute Erklärungen zu den ausgestellten Exponaten. Bei moderner Kunst ist das oft hilfreich und auch hier sinnvoll. Vieles erschliesst sich einem eben doch nur mit den entsprechenden Hintergrundinformationen. Es werden verschiedene Künstler aus verschiedenen Ländern präsentiert, die alle eigene Wege finden, ihre Inspiration künstlerisch zu interpretieren.
Ob man nun ein Freund moderner Kunst ist oder nicht, der Boros Bunker ist nicht nur interessant, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der Berliner Kunstszene. Denn Kunst ist ein wichtiges gesellschaftliches Vehikel und muss nicht immer gefällig sein, gerade ihre scheinbare Sperrigkeit provoziert zum Nachdenken und Reflektieren. Wer sich für Geschichte und Kunst interessiert ist hier also richtig aufgehoben.